Zeitzeugengespräch mit Dr. Borys Sabarko
Einen sehr bewegenden und aufschlussreichen Vormittag durften die Schülerinnen der 12. Jahrgangsstufe am Freitag, den 14. Oktober 2022, beim Zeitzeugengespräch mit dem Holocaust-Überlebenden Dr. Borys Sabarko in der Ernst-von-Bergmann-Kaserne erleben.
Die Geschichte von Herrn Sabarko ist auf vielen unterschiedlichen Ebenen beeindruckend und es gelang ihm in seinem Vortrag, seine ganz persönliche Geschichte in die allgemeinen Zusammenhänge des Holocaust in der Ukraine einzubetten. Der 1935 in der Ukraine geborene Borys Sabarko erlebte den Überfall auf die Sowjetunion als Kind und überlebte mit sehr viel Glück die grausame Zeit im Ghetto während des Zweiten Weltkriegs. Doch auch wenn er später studierte und Historiker wurde, so war die Aufarbeitung des Holocaust bis zum Ende der Sowjetunion äußerst schwierig. Erst nach dem Fall des „Eisernen Vorhangs“ konnte sich Dr. Sabarko mit zahlreichen Artikeln und Büchern an der Erforschung des Holocaust in der Ukraine beteiligen, was er bis heute tut. Außerdem ist er Präsident der Allukrainischen Assoziation der Jüdischen KZ- und Ghettoüberlebenden.
Doch nicht nur mit Blick auf die NS-Vergangenheit war sein Vortrag interessant. Bis März 2022 hatte er noch in Kiew gelebt, doch nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine musste der Holocaust-Überlebende wieder fürchten, sein Leben in einem Krieg zu verlieren, und flüchtete nach Deutschland. Seitdem lebt er mit seiner Tochter und Enkelin in Stuttgart.
Nicht zuletzt war auch der Ort des Zeitzeugengesprächs eine besondere Erfahrung für uns alle. Darauf verwies auch Herr Sabarko, als er davon berichtete, wie er zum ersten Mal als Kind deutsche Soldaten als Feinde erlebte, heute aber dankbar dafür sei, unter anderem vor deutschen Soldatinnen und Soldaten seine Geschichte erzählen zu können.
Wir bedanken uns ganz herzlich bei Herrn Hauptmann Nüßle für die Einladung zum Zeitzeugengespräch in die Ernst-von-Bergmann-Kaserne.
Und ganz besonders bedanken wir uns natürlich bei Herrn Dr. Sabarko und seinem unermüdlichen Simultanübersetzer. Der bewegende Zeitzeugenbericht wird uns noch lange in Erinnerung bleiben und hat uns wieder bewusst gemacht, wie wichtig es ist, einerseits an die Schrecken des Holocaust zu erinnern und sich zugleich auch heute für Menschenrechte und Demokratie einzusetzen.
Simone König