„Sophie und Willi for Future“ – Umweltaktionstag
Unter diesem Motto traf sich zum Ende des Schuljahres 2018/2019 eine kleine Planungsgruppe bestehend aus Schüler*innen des „Sophie“ und des „Willi“, Mitgliedern der beiden Elternbeiräte und Lehrer*innen zu den ersten Vorgesprächen.
Der Einladung des Willi-Graf-Gymnasiums sind wir gerne gefolgt, da wir bei den letzten Treffen im Arbeitskreis Schulentwicklung auch immer wieder darüber gesprochen haben, dass gemeinsame Veranstaltungen sehr wünschenswert wären.
Schnell war man sich einig, dass die Anwesenden eine konzertierte Aktion am 20.09.2019 dem globalen Aktionstag der Fridays-for-Future-Bewegung auf die Beine stellen möchten, um so das Thema Klimawandel und Umweltschutz endlich auch umfassend in einem schulischen Kontext aufzugreifen.
Nachdem beide Lehrerkonferenzen grünes Licht gegeben hatten, konnten die konkreten Planungen beginnen, und das Ergebnis konnte sich mehr als sehen lassen. Die Klassen fünf bis neun konnten am Vormittag an Workshops zum Thema Klimabewusstsein und Schutz der Umwelt teilnehmen:
Die fünften Klassen haben unter anderem Bienenwachstücher hergestellt, Taschen aus alten T-Shirts produziert oder sind zusammen zu einem Biomarkt in der Nähe gegangen und haben gemeinsam für ein regionales Bio-Frühstück eingekauft und dieses dann zusammen zubereitet und über die Problematik sowie Schwierigkeiten des Verpackungsmülls gesprochen.
Doch auch in den höheren Klassen wurde in den Workshops fleißig recherchiert und Informationsmaterial erstellt. So haben sich z.B. Schülerinnen der 7. und 9. Klasse mit Energiegewinnungsformen und -Unterschiede auseinandergesetzt und für die Aula Stellwände mit den Ergebnissen erstellt. Weitere Schülerinnen haben sich zur Aufgabe gemacht den Müll um das Schulgebäude zu sammeln, fachgerecht zu sortieren und zu entsorgen, während andere Klassen sich in Unverpackt-Läden informiert haben, wie man Müll -allem voran Plastik- vermeiden kann.
Wohingegen die Klassen zehn, elf und zwölf in drei parallel ablaufenden Podiumsdiskussionen ihre brennendsten Fragen an Vertreter aus Politik, Unternehmen, Verbänden und Wissenschaft stellen konnten. Zwei dieser Diskussionen fanden in unserer großen Turnhalle mit knapp 200 Teilnehmern und der Bibliothek mit ca. 100 Teilnehmern statt, während ein großes Podium in der Aula des Willi-Graf-Gymnasiums abgehalten wurde. Dieses wurde von unseren Schülerinnen der Q11 besucht und im Gegenzug waren einige 10. und 11. Klassen bei uns. Hier gilt unser besonderer Dank Frau Bader (EB WGG), deren Einladung eben diese Vertreter gefolgt sind.
Am Ende dieses Vormittags stand eine „Massenaktion“, bei der die Schulfamilien auf den Schulhöfen zu einem großen Gruppenbild zusammenkamen, wo sich dann noch der Überraschungsgast des Vormittags, Prof. Dr. Harald Lesch, unter die Schüler*innen mischte.
Um 11.30 Uhr war dann offizieller Unterrichtsschluss, so dass interessierte Schüler*innen an der großen Demonstration am Königsplatz teilnehmen konnten, ohne zwischen Unterricht und „Schuleschwänzen“ wählen zu müssen.
Die Schulfamilie zusammen mit der Schulleitung möchte sich bei allen Beteiligten Lehrer*innen, den Elternbeiräten, Schüler*innen, den Verantwortlichen für die Technik Herrn Sauer und Herrn Schedl sowie Herrn Schweiger bedanken. Unser besonderer Dank geht an Frau Maier für die federführende Organisation der Workshops und an die Kolleg*innen, Schüler*innen und den Elternbeirat vom Willi, mit denen wir in vertrauensvoller Zusammenarbeit diesen Tag organisieren konnten. Darüber hinaus an die Klassen 10a und 10c, die die Bestuhlung der Räume für die beiden Podiumsdiskussionen am SSG übernahmen, an den AK Große Feste, an Nadine Waibl und Hind Nawar für die Fotografie, außerdem an die Schüler*innen Clara-Marie Gramann und Virginia Hermann ( beide Q11 SSG) sowie Frau Marquis (EB SSG) und Herrn Dr. Daniel Schmidt (EB WGG), die beide Diskussionsrunden bei uns im Haus moderierten.
Thomas Mindl, Lisa Maier und Dr. Simone Jüngling
Kurzbericht Podiumsdiskussion 1 (WGG/Aula)
Einige politische Hochkaräter fanden sich bei der Podiumsdiskussion in der Aula des Willi-Graf-Gymnasiums ein, die unsere Q11-Kurse besuchten. Die erste einfache – jedoch ökologisch gesehen durchaus berechtigte – Frage des Moderators Herrn von Glass richtete sich nach der Art der Anreise. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln seien Dr. Martin Huber (CSU-Landtagsabgeordneter im Umweltausschuss), Katrin Habenschaden (OB-Kandidatin für die Grünen und Stadträtin), Dr. Thorsten Kellermann (Bund Naturschutz) und Anne Hübner (Stadträtin der SPD) gekommen. Da sie sich sehr für den Radentscheid engagiert hätte, bevorzugte Sonja Haider (Stadträtin der ÖDP) das Fahrrad und der Fridays-for-Future-Aktivist Salim Butt sei zu Fuß gekommen. Lediglich Stephanie Jacobs (Leiterin des Referats für Gesundheit und Umwelt der Stadt München) sei aufgrund der problematischen Verbindung mit dem PKW – allerdings mit einem Elektro-Carsharingauto – angereist.
Auf die Frage, welche Einstellung sie zu der Fridays-for-Future-Bewegung hätten, waren sich alle recht einig, dass ihnen das Thema Umwelt schon immer sehr am Herzen gelegen sei. Erst nach einigen kritischen Nachfragen, vor allem auch von Seiten der Schülerinnen und Schüler zeigten sich die Unterschiede deutlicher. So stellte der CSU-Landtagsabgeordnete vor allem das Ziel heraus, Umwelt und Wirtschaft zu vereinen und eine „Öko-Soziale-Marktwirtschaft“ zu etablieren. Die Oberbürgermeisterkandidatin der Grünen wünschte sich, dass München in wenigen Jahren klimaneutral werde und insgesamt mehr Bäume gepflanzt werden. Für weniger Autos und mehr grün in München wollten sich sowohl die SPD- als auch die ÖDP-Stadträtin einsetzen. Auf die Frage, wie München in 20 Jahren aussehen könnte, antwortete eine Schülerin, dass sie sich die Innenstadt nicht mehr als einen Ort des Konsumrausches, sondern als einen Ort der Begegnung wünschte. Und Frau Habenschaden hoffte, dass die Fridays-for-Future-Bewegung in 20 Jahren nicht mehr nötig sei.
(Simone König)
Kurzbericht Podiumsdiskussion 2 (SSG/Turnhalle)
Die Diskussionsteilnehmer*innen diskutierten konzentriert zwei Stunden über das Thema. Konsens herrschte darüber, dass von jedem Einzelnen mehr getan werden müsse, um die Erderwärmung möglichst gering zu halten, was auch eine Änderung der Gewohnheiten beinhalte. Herr Christian Hierneis von den „Grünen“ betonte, dass es aber auch und gerade die Aufgabe der Politik sei, sich um die entsprechenden Maßnahmen zu kümmern und nicht nur den Jugendlichen zu sagen, dass sie sich in Zukunft stark einschränken müssten. Die Schüler*innen schalteten sich in die Diskussion ein, als es um das Thema MVV ging. Sie forderten günstigere Fahrkarten als Anreiz, die öffentlichen Verkehrsmittel mehr zu benutzen. Erfreulich waren die große Fairness bei allen Diskussionsteilnehmer*innen und die hohe Aufmerksamkeit der Jugendlichen, die dem Gespräch von Anfang bis Ende konzentriert zuhörten und sich aktiv einmischten, als es sich um ihre konkrete Lebenswelt handelte. Leider kamen die Themen fleischlose Ernährung und ökologische Landwirtschaft erst am Ende der Diskussion zur Sprache, wie eine Schülerin bemängelte. Hier herrscht noch Gesprächsbedarf.
Kurzbericht Podiumsdiskussion 3 (SSG/Bibliothek)
Moderation: Hr. Daniel Schmidt (Elternbeirat WWG) und Virginia Hermann (Schülerin Q11 SSG)
Podiumsteilnehmer/innen:
- Dr. Lukas Köhler (Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion für Klimapolitik)
- Sabine Krieger (Grüne Stadträtin Umweltausschuss)
- Pia Paulsteiner (Grüne Jugend München)
- Anne Catrin Theis (SWM / Politik und Verbände)
- Dr. Cecilia Scorza (LMU Physik/ Physics for Future)
- Überraschungsgast (ab 10.30 Uhr): Prof. Harald Lesch (Astrophysiker an der LMU/ Wissenschaftsjournalist/ Fernsehmoderator „Leschs Kosmos“)
Zusammenfassung der Gesprächsrunde (9.00 Uhr – 9.55 Uhr)
„Climate justice now“! – Mit dieser allen bekannten Forderung aus dem Mund zweier jugendlicher Aktivisten von „Fridays for future“ begann die interessant besetzte Podiumsdiskussion in der voll belegten Bibliothek des SSG.
Dies war und blieb die einzige protestartige Forderung von Schülerseite. Was folgte, war eine bis zum Schluss ernsthafte, in ruhigem Ton vorgetragene Befragung der Podiumsteilnehmer/innen. Die Schüler und Schülerinnen vom WGG und vom SSG wollten Auskunft zu sehr konkreten Anliegen. So wurde etwa um Stellungnahme zu folgenden Themen gebeten: „Warum wird so wenig Geld für den Klimaschutz ausgegeben?“ „Warum steigt Deutschland aus dem Atomstrom aus, statt zuerst alle Kohlekraftwerke abzuschalten?“ „Wie kann man die Verkehrsprobleme Münchens in den Griff bekommen?“ „Sollte man z.B. Plastiktüten oder Inlandsflüge nicht einfach verbieten?“– Alle Podiumsgäste kamen zu Wort, um ihre (meist gar nicht sehr kontroverse) Sicht der Dinge darzustellen. Und auch wenn bisweilen allzu erwartbare Antworten gegeben oder Forderungen an andere politisch Verantwortliche weitergeleitet wurden, so kann diese besondere Veranstaltung als sehr gelungen bezeichnet werden. Sie hat zwar nicht allzu viel Überraschendes geboten, dafür aber z.B. Einblicke in die Ideen und Maßnahmen in Richtung Energieversorgung Münchens der Stadtwerke München gegeben und konkrete Argumente für den Klimawandel gegeben, zudem wurden alle aufgefordert, weiter nach Lösungen zu suchen und sich für die Umwelt einzusetzen. Nach Klimaschutz-Möglichkeiten, die -so Frau Dr. Scorza- von jedem von uns - neben finanziellen Anstrengungen- vor allem auch Einschränkungen unserer konsumorientierten Lebensweise erfordern werden.
Die Veranstaltung endete mit dem Erscheinen eines Überraschungsgasts, Herrn Professor Lesch, der sich zu seiner Gattin gesellte. Und dieser lieferte -nach einer Zukunftsvision gefragt- ein Schlusswort, von dem man sich nur wünschen kann, es möge in Erfüllung gehen:
„Vor 20 Jahren, am 20.9.2019, hat es damals am SSG angefangen. Heute am 20.9.2039 sehen wir die Früchte guter Klimapolitik.“