Besuch der Pasinger Moschee
Ziel des Lehrplans in den Fächern Religion und Ethik in der 7ten Klasse ist es, „Religionen und Kulturen im Alltag zu entdecken“, und der Islam ist eines der großen Themen, die in dieser Klassenstufe behandelt werden.
Dabei geht es in der Religionslehre darum, „den Islam in Grundzügen kennenzulernen, Fremdes zu achten und zugleich die eigenen kulturellen und religiösen Prägungen und Vorstellungen besser zu begreifen“. Im Ethikunterricht entsteht nicht nur durch die Beschäftigung mit den Grundlagen, dem Menschenbild und der Ethik des Islam, sondern vor allem durch die Begegnung mit muslimischen Mitschülerinnen die Möglichkeit, sich mit der Weltreligion in toleranter Haltung auseinanderzusetzen. Die Besichtigung einer Moschee wird im Lehrplan ausdrücklich gewünscht.
So machten sich die 7ten Klassen auch in diesem Schuljahr wieder, heuer in Begleitung von Fr. Wittmer, Fr. Machill und Fr. Last, sowie der Schulsozialarbeiterin Fr. Franke, am 3.6. 2019, dem letzten Fastentag und damit einen Tag vor dem Bayram-Fest, bei bereits am Vormittag heißen Temperaturen, auf den Weg in die sogenannte Pasinger Moschee, die Haci Bayram Moschee, beziehungsweise in das Türkisch-Islamische Zentrum Haci Bayram, genannt nach dem türkischen Mystiker. Empfangen wurden wir, als Vertretung für den Kulturreferenten und Beauftragten für den interreligiösen Dialog Dr. Onur, von Frau Dogan.
Das Zentrum verfügt neben den Gebets- und Waschräumen unter anderem auch über ein Reisebüro, ein Frauen- und Jugendzentrum und einer Cafeteria, in der wir uns zunächst zusammenfanden, mit Blick auf Bilder von Mekka und Medina, ein großes Modell einer Moschee und eine digitale Anzeige der Uhrzeiten für den Sonnenaufgang und für die 5 Gebete im Tagesablauf. Frau Dogan wählte für den roten Faden ihrer Führung die 5 Säulen des Islam und erläuterte anschaulich Brauchtum und Deutung der Weltreligion. Für die nicht muslimischen Schülerinnen war es sicherlich sehr eindrücklich, das im Unterricht Gelernte nun in der Bedeutung für den Alltag einer gläubigen Muslimin kennenzulernen und zu erfahren, wie dieser von den rituellen Handlungen bestimmt und durchzogen wird. Frau Dogan legte großen Wert auf die Veranschaulichung des Ablaufes eines Moscheebesuches, und im Nebenraum wurden uns beispielsweise die rituellen Waschungen Schritt für Schritt gezeigt und erklärt. Die Schülerinnen stellten viele Fragen, vor allem dazu, wie es gelingen kann, die Waschungen und Gebete in einen ganz normalen Tag mit den üblichen Pflichten und anderen Tätigkeiten einzubauen und lernten, was für Möglichkeiten es gibt, wenn das nicht geht.
Schließlich ging es nach oben unter die lichtdurchflutete, mit Kalligraphien und Mosaiken ausgestattete Kuppel, in den Hauptgebetsraum mit imposantem Leuchter. Informationen zu den Merkmalen der Ausstattung einer Moschee sowie den Abläufen und Regeln rundeten den Vortrag ab. Leider war nicht genügend Zeit, um noch genauere Verständnisfragen zu stellen oder ein längeres Gespräch zu führen. Für die muslimischen Jugendlichen alltäglich und vertraut, zeigte sich für die nicht-muslimischen Teilnehmerinnen Fremdheit, Neues und so einiges Erstaunliches, was sicherlich tiefere Eindrücke hinterlassen und die Gedanken kreisen lassen wird. Es wird nun auch Aufgabe des Religions- und Ethikunterrichtes sein, den entstehenden Fragen Raum zu geben und nachzugehen. Es gilt, das Erfahrene einzuordnen, unter Berücksichtigung der eigenen ethischen und moralischen Vorstellungen, kulturellen Prägungen oder der Auslegung und Deutung von Glauben oder Überzeugungen aller Schülerinnen, letztendlich mit dem Ziel eines toleranten, gleichberechtigten und friedlichen Miteinander.
Franziska Last